Heute ist mal wieder irgendeine Wahl, und das ZDF sprudelt nur so vor gleichberechtigten Phrasen. Wählerinnen und Wähler wählen, Hamburgerinnen und Hamburger entscheiden, Politikerinnen und Politiker werden dies, das und jenes tun (oder auch nicht) und so weiter und so fort. Passend dazu erlaube ich mir, mal wieder Kritik am “Gendering” zu äußern, welches ich nach wie vor und irgendwie schon immer nicht für sinnvoll erachte, da es in keinster Weise zu Gleichberechtigung führt, sondern ganz andere Probleme mit sich bringt.

Die erste Frage, die man sich vor jeglichen Gender-Attacken stellen muss ist, warum man die geschlechtsspezifische Sprachanpassung überhaupt verwendet. Meist wird dies getan, um die in diversen Bereichen benachteiligten Frauen nun nicht mehr zu benachteiligen, und zumindest im sprachlichen Bereich eine Gleichsetzung herzustellen. Ursprünglich, als X- und Y-Chromosomen noch Bedeutung hatten und Geschlechter nicht als “gesellschaftliches Konstrukt” bezeichnet wurden, verwendete man neben der normalen Pluralform (z.B. Bürger) noch einen Pluralform mit dem femininen Suffix “-innen”, sodass man dann also über “Bürgerinnen und Bürger” verfügte. Lustigerweise ist diese Form in der meist gebrauchten Verwendung nicht die ideale Lösung; man könnte
sogar Feminismus und Herabsetzung des männlichen Geschlechts unterstellen: “Wir danken unseren hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern” sagt lediglich aus, dass die Mitarbeiterinnen hilfsbereit waren, den männlichen Zeitgenossen dankt man alllerdings nur ohne liebkosende Adjektivnennung…

Ein weiteres Exemplar der Gleichstellungsbewegung, das der Sprache noch mehr als eine Nennung beider Geschlechter zusetzt, ist das sogenannte Binnen-I. Beim Binnen-I nehme man die männliche Plural-Form, hänge ein großes “I” daran und verfolständige dann den Plural mit “nnen”. Alternativ könnte man auch einfach den weiblichen Plural nehmen, und dort einfach das letzte “I” groß schreiben. Dies soll beide Geschlechter vertreten/darstellen und fabriziert so statt “Bürgerinnen und Bürger” die “BürgerInnen”. Ich erlaube mir, diese Form als reinen Feminismus abzustempeln, da hier die Grundlage des Wortes komplett weiblich ist und jede Sprachsynthese (also vollautomatische Vorleselösung wie z.B. von Blinden verwendet) hier nur eine weibliche Form vorlesen wird. Mit Gleichberechtigung hat das meines Erachtens nach nicht viel zu tun. Und weil das auch sprachlich so prima klappt, jetzt bitte einmal mit dem Wort “Arzt”…

Ganz neu ist der Trend, nun nicht mehr männlich oder weiblich zu sein. Damit meine ich nicht Personen, die ärztlich eindeutig undefiniert sind (mir teilte ein Mediziner mit, dass es sich hierbei um ein- bis zweistellige Zahlen im Bundesgebiet handele), sondern eine andere Minderheit – die Gruppe der 60 und mehr Geschlechter, die man nun bei diesem blauen Online-Riesen wählen kann. Wahrscheinlich habe ich zu alte Schulbildung genossen, oder aber habe einfach eine Verständnislücke – was bitte für eine Chromosonkonstellation soll denn bitte ein “Inter* Mensch” (und ist das Leerzeichen da wirklich ernst gemeint!?) haben? XY und XX fallen ja schonmal raus, da das ja männlich und weiblich wären, und
eine Alternative ist mir nach derzeitigem Wissensstand unbekannt. Könnte man dann nicht behaupten, dass alle “Geschlechter” abseits von männlich und weiblich ein gesellschaftliches Konstrukt sind? Letztere lassen sich nunmal eindeutig feststellen. Wer mit XY durchs Leben rennt, ist ein Mann, wer XX sein Eigen nennt, eine Frau. Und da diese rasant wachsende Welt nun auch Platz für konstruierte Geschlechter braucht, mussten auch die Genderkonstruktionen wachsen. Bestes Beispiel ist der Rassist: Wenn man nun von mehreren spricht, dann sind das nun Rassist_innen oder Rassist*innen, je nach dem wie man es gern hätte. Man hackt also vom männlichen Plural die Endung ab, die ein Wort zum Plural macht, verbindet das mit einem Unterstrich oder einem Sternchen (dazu komme ich gleich noch) und hängt dann eine weibliche Pluralendung
an das Wort. Moment. Was macht dieser Stern da? Wo bitte steht, dass Sternchen oder Unterstriche in die Sprache gehören? Wie soll man das denn aussprechen? Neben einer Hinderung des Leseflusses finden hier Mittel Einsatz, die ursprünglich für digitale Welten gedacht waren. Das Sternchen soll übrigens, genau wie der Unterstrich, der Platz für andere Geschlechter sein. Wer etwas Ahnung von der Verwendung des Sternchens in der EDV hat, der sollte wissen, dass dort das Sternchen als eine Art Joker; als sogenanntes “Wildcard” dient. Das bedeutet, Bürger*innen würde alle Wörter, die mit “Bürger” beginnen und mit “innen” aufhören, abdecken. Was ist das denn für ein Schwachsinn? Ist Deutsch eine Sprache oder eine Sammlung von SQL-Befehlen?

Mein absoluter Favorit in der Kategorie “Zum Scheitern verurteilt” ist aber definitv der/die/das “Wir suchen eine/n Officemanager/in”, was exakt vier mögliche Umsetzungen ergeben würde:

  • Wir suchen eine Officemanager
  • Wir suchen eine in
  • Wir suchen n Officemanager
  • Wir suchen n in

Warum? Die Erklärung ist relativ simpel, denn laut duden.de gilt ein Schrägstrich für die “Angabe mehrerer Möglichkeiten”. Das ergibt durchaus Sinn, zum Beispiel bei Verwendung von “und/oder”. Wenn nun eine “Officemanager/in” gesucht wird, könnte man dort durchaus “Officemanager oder n” lesen. Allerdings sehe ich persönlich auch die Variante “Friseur/-in” als sinnfrei an, da auch hier wieder ein Schrägstrich verwendet wird – also eine “Angabe mehrerer Möglichkeiten”. Während hier die eine Möglichkeit “Friseur” wäre, müsste die zweite also “-in” lauten – also ein Suffix. Nur für was? Der erwünschte Sinn ist vermutlich, hier eine Art “Universalform” für das Wort “Friseur” darzustellen, welche Männlein und Weiblein abdeckt. Nun möchte man quasi Arbeit sparen, und schreibt so in der guten Hoffnung, alles richtig zu machen, das Suffix hinter den Schrägstrich. Da allerdings bisher offenbar nicht eindeutig erlaubt wurde, eine Relation zwischen verschiedenen Möglichkeiten bei der Verwendung eines Schrägstriches herzustellen, trifft dieses Suffix das gleiche Schicksal wie unseren Officemanager von weiter oben, der durch ein “in” ersetzt werden kann. Nur das hier der Friseur dann durch ein Suffix zu ersetzen wäre.

Bevor ich mich für heute nun genug aufgeregt habe, darf die wichtigste und neuste Form nicht vergessen werden: Das substantivierte Partizip. Während früher noch Studenten eine Universität besuchten, so sind es nun “Studierende”. Wenn in Rundbriefen an die Studentenschaft dann die Anrede “Liebe Studierende” genutzt wird, dürfte dieser Brief dann nicht nur die auch tatsächlich in diesem Augenblick studierenden Studenten gerichtet sein? Sprachlich liegt hier theoretisch ein Partizip I (Partizip Präsens) vor, welches eine aktuell in Ausführung befindliche Handlung anzeigt. Es geht also um das Verb “studieren”, welches dann zu einem Partizip gewandelt wurde, um nun “studierende” zu sein, und anschließend substantiviert wird, um “Studierende” zu sein. Wäre es dann vertretbar, dass Studierende schlafen? Kann das funktionieren?

Abschließend möchte ich eine Frage in den Raum stellen: Müsste die Gleichberechtigung, welche ja wie beschrieben aktuell faktisch keine ist, nicht dann auch Bürgerinnenmeisterinnen, Bürgerinnenmeister, Bürgermeisterinnen und zu guter Letzt auch die vollkommen obsolete, rückständig-maskuline Form Bürgermeister zulassen?

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